P. Notker berichtet von dieser beeindruckenden Reise:
Friedenswallfahrt von der Donau-Quelle zum Eisernen Tor
Unten im Bus schlummerte die ganze Zeit die Dorosloer Madonna mit Kind in einer großen Holzkiste, als sich die 33-köpfige Gruppe auf den Weg machte.
Pfingstmontag, 10. Juni 2019
An der Donauquelle hielten wir die Eröffnungs-Andacht, bevor Erzbischof Dr. Zollitsch in der daneben liegenden barocken St. Johannes-Kirche zusammen mit einem Filipowoer Diakon und einem Milititscher Pater die Hl. Messe zelebrierte. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ war das Thema der ersten Friedens-Predigt. Unsere erste Station war Ulm. Nach der Mittagspause gingen wir entlang der Donau zur Gedenkstätte der auswandernden Donauschwaben in der Zeit von Maria Theresia und Josef II. Von hier fuhren unsere donauschwäbischen Vorfahren mit den Ulmer Schachteln den Fluss hinab bis nach Apatin in der Puszta, wo sie in die damals fast menschenleere ungarische Tiefebene verteilt wurden. Wir fahren weiter nach Passau. Seit dem frühen Mittelalter war die Bischofsstadt Passau einer der geistlichen Mittelpunkte Bayerns und Österreichs. Eine herausragende Rolle spielte dabei von Anfang an die Wallfahrtsstätte Mariahilf. Im daneben liegenden Kloster übernachteten wir zum ersten Mal.
Pfingstdienstag, 11. Juni 2019
Dieser 1627 gegründete Wallfahrtsort „Mariahilf“ gehört zu den bedeutsamsten in Europa, obwohl er durch die Wirren der Säkularisation in Vergessenheit geraten war. Über 500 Kirchen und Kapellen in der ganzen Welt, die sich diese Stätte zum Vorbild nahmen und ebenso den Namen „Mariahilf“ tragen, weisen darauf noch heute hin. Das Bild „Maria, Hilfe der Christen“ ist denn auch das verbreitetste Marienbild im Donauraum, auch in der Batschka und im Banat, und auch in Doroslo, wohin es unsere Vorfahren vor gut 200 Jahren brachten. Die Reise führte uns weiter in die Wachau, wo wir das berühmte Benediktiner-Kloster Melk mit der Stiftsbibliothek besuchten. Die Basilika in Mariazell war der nächste Höhepunkt mit der Hl. Messe. Die Benediktiner leisten gute Seelsorgearbeit hier. In Bratislava hatten wir Abendessen und Übernachtung im Hotel Park Inn. Diese Hauptstadt hat so viele Sehenswürdigkeiten, das Preßburger Schloss über der Stadt und dem Fluss, die Flaniermeile mit der Michaelsgasse, die Schlacht-Denkmäler gegen die Türken, den Martinsdom mit den Krönungsdenkmälern der ungarischen Könige und vieles mehr.
Pfingstmittwoch, 12. Juni 2019
Nach der Stadtführung in Bratislava fuhren wir weiter zu Besichtigung und Hl. Messe nach Esztergom, nicht weit entfernt von Budapest. Diese Stadt war vom 10. bis 12. Jh. Residenzstadt der ersten ungarischen Könige. Hier wurde Weihnachten 1000 der junge König, der Gründer des ungarischen Staates gekrönt, mit der Krone gesandt von Papst Silvester. Es war König Stephan der Heilige, der die Organisation der ungarischen Kirche zustande brachte. Der selige Bischof Zoltan Meszlenyi, der 1951 unter den Kommunisten den Märtyrertod starb, ist hier beigesetzt, alles zusammen eine gewaltige Historie des christlichen Ungarn hier in Esztergom. Die längste Fahrt der Pilgerreise schloss sich noch an, sieben Stunden bis Caransebes in Rumänien, wo wir das Abendessen einnahmen und im dortigen Kolpinghaus übernachteten. Bei den Reise-Abschnitten beteten wir immer wieder im Omnibus, sangen Lieder. An diesem Tag war das Thema: Friede mit andern und wir hörten dazu Jesaja 2,1-4: Einmal wird dies geschehen: alle Völker der Welt werden sich aufmachen und hinaufgehen zum Berge Gottes. Sie werden sagen: Kommt, wir gehen zum Berge Gottes. Er wird uns die guten Wege weisen, und wir werden auf seinen Pfaden gehen! […] Kein Volk wird mehr das Schwert gegen ein anderes Volk erheben.
Pfingstdonnerstag, 13. Juni 2019
Von Caransebes fahren wir am nächsten Morgen nach Orsova, einer Kleinstadt in der Nähe des Eisernen Tores zur Besichtigung der dortigen modernen Kirche. Der Pfr. von Orsova organisiert für uns ein Essen in einem Restaurant direkt am „Donau-See“ mit Rundblick über das ganze Gewässer. Die Bezahlung vom gutem Essen und dem Trinken macht insgesamt einfach 200.- Euro aus. Für 33 Personen. Wohlgemut fahren wir weiter zur rumänisch-serbischen Grenze Richtung Belgrad, wo wir nie ankommen. Es wird nämlich festgestellt, dass unser Fahrer, ein Syrer, keine entsprechenden Papiere zum Einfahren in ein Nicht-EU-Land besitzt. Wir warten eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden, vier Stunden. Dann erhalten wir den Bescheid, wir dürfen die Grenze mit diesem Fahrer nicht passieren. Wir müssen umkehren und in einem Hotel der nächsten Stadt Abendessen und Übernachtung organisieren, bis ein Ersatzfahrer für unsern Bus gestellt wird. Im Bus beteten wir den Rosenkranz in großer Zuversicht, dass alles doch noch ein gutes Ende nehmen würde.
Pfingstfreitag, 14. Juni 2019
Nach erneuter Pass-, Waren- und Busfahrerkontrolle kamen wir über die rumänisch-serbische Grenze. Die Holzkiste mit der Madonna mit ihren 40 Verschraubungen wurde nun geöffnet. Als sie da friedlich mit dem Jesukind in der Kiste lag, machten die Grenzer ein Kreuzzeichen und winkten uns durch. 100 Meter weiter, die serbische Grenze. Die hatten von der rumänischen Grenzpolizei schon Nachricht bekommen, es wurden nur die Pässe kopiert und wir durften ohne sonstige Kontrolle einfahren. Natürlich fuhren wir gleich Richtung Milititsch/Doroslo. Wir hatten ja schon einen Tag verloren. Milititsch ist mein Geburtsort, die Kirche total in ruinösem Zustand, wohl das größte Taubenhaus Europas. Evis und mein Geburtshaus um die Ecke, ebenfalls abgerissen. Wir fuhren beim Dorosloer Heiligtum „Maria Brünnele“ vor. Die mitfahrenden Pilger-Männer machten es sich zur Ehre, die schwere Kiste vom Bus bis zur Kirche zu tragen. Dort wurde sie ausgepackt. Ein „Oh“ und ein „Ah“ ob ihrer entzückenden Schönheit. In der Kirche „Maria Hilf“ (Passauer-Bild) hielt S.E. Erzbischof Dr. Robert Zollitsch mit dem dortigen Rektor Arpad Verebellyi das Hochamt samt der Statuen-Weihe. Dann wurde die Muttergottes-Figur von den Pilgern in das neuerbaute Heiligtum übertragen, vorneweg bei der Prozession P. Notker mit einem großen Kreuz, die Statue, der Bischof und die anwesende Geistlichkeit, dann die Pilger. Und wieder ein Staunen über die Schönheit und Größe des neuerbauten Heiligtums „Maria Mutter Europas“. Ein würdiger Platz in der Apside ist nun „der Thron Mariens“. Überglücklich, überglücklich. Es folgte noch ein „Rinder-Paprikasch“, scharf und himmlisch gut, mit Weißbrot und Puszta-Wein.
Pfingstsamstag, 15, Juni 2019
In Sombor in der Nähe des Karmeliter-Klosters, in dem der Freund meines Vaters Prior war, hatten wir übernachtet, natürlich nicht so spärlich wie die Karmeliter, sondern in einem guten Hotel. Unsere Fahrt führte uns nach Pannonhalma in Ungarn, ebenfalls eine Gebetsstätte „Maria Mater Europae“. Erzabt Cirill T. Hortobayi, der ebenfalls Bischof der Diözese Pannonhalma ist, empfing uns äußerst freundlich. Die UNESCO hat dies ganze Areal unter ihren Schutz gestellt. Die Porta Speciosa, der Kreuzgang, die Basilika mit dem Herzurnen-Grab Ottos von Habsburg unten in der Altarkryptra. Die weitere Fahrt führte uns bis nach „Maria Taferl“ in Österreich. Als wir abends dort ankamen, stand auf dem Dorfplatz die Musikkapelle, Jungs in Loden, Mädels in langer Dirndltracht. Eine der Damen kam mit ihrem umhängenden Schnaps-Fässchen und schenkte jedem aus dem Bus Aussteigenden einen Willkommens-Gruß aus. Die Musik war nicht für uns bestimmt, sondern als Einführung des neuen Pfarrers am kommenden Tag. Da drei Betten im Hotel fehlten, nahm ich meine Schwester und die Cousine und ging ins daneben liegende Kloster der OMIs. P. Stephan, ein Freund von mir, öffnete hier als Pförtner. War das eine Freude. Und er war der neue Pfarrer. Am nächsten Tag nach dem Frühstück war hier die hl. Sonntags-Messe mit seiner Inauguration. Es wurde viel gebetet in dieser Wallfahrtswoche, im Omnibus, allein und in der Kirche bei den Andachten und Heiligen Messen. Dies zu schildern ist nicht so einfach wie den Ablauf einer Tagestour: Frieden im Herzen, Friede mit andern, Friede mit Gott.
Dreifaltigkeits-Sonntag, 16. Juni 2019
Von Maria Taferl ging die Fahrt ins niederbayerische Weltenburg, dem letzten Juwel unserer einwöchigen Wallfahrt. In der wunderschönen Barock-Kirche, geschaffen durch die Brüder Asam, war eine Führung an der andern, in verschiedenen Teilen konkurrierten die Fremdenführer. Wir hielten unsere geplante Abschluss-Andacht im Kreise stehend im Sand- und Geröllgürtel um das Kloster. Bei allen Andachten erhielten wir ein Souvenir. Die Woche hatte mich sehr ermüdet, war aber auch ein Höhepunkt in meinem 78-jährigen Leben. Dank an den Herrgott, Dank an unsere liebe Muttergottes Maria. Dank an unsern Erzbischof Zollitsch, Dank an die Familie Gedemer, Dank an den Fahrer, Dank an alle liebenswerten Teilnehmer.
Gib uns Frieden jeden Tag, lass mich nicht allein!
Denn du hast fest versprochen, stets bei uns zu sein
denn du unser Gott, denn nur du, unser Gott
hast die Menschen in der Hand, lass uns nicht allein
In Jesus und Maria und Josef, Ihr/Euer P. Notker OSB